Monday, 26 March 2007
Solidarische Diaspora
Als mich im vergangenen Dezember Antje fragte, ob ich
anlässlich dieses Treffens über Solidarität sprechen könnte, habe ich ohne lange nachzudenken sofort
geantwortet, dass das kein Problem sei.
Dann verstrichen Tage und Wochen, ohne dass ich mir auch nur die Mühe gemacht hätte, über das Thema Solidarität auch nur in Wörtchen zu notieren und zu Papier zu bringen - immer ein Konzept, das stark
strapaziert und vielfach falsch verstanden wurde.
Als selbst GMA im letzten Jahr Spanien busuchte, erschien sie dort mit der Botschaft an die spanische Regierung, sie habe eigentlich nur drei Anliegen vorzubringen-Leben, Solidarität und Wirtschaftsbeziehungen. So wie ihr hier jetzt, so habe
auch ich über ein solches Statement geschmunzelt und
dachte, "Auweia."
Solidarity photo: www.nataliedee.com
Warum? Weil ich glaube, dass viele von uns hier mit einem Verständnis von Solidarität politisch augewachsen sind und ihrem praktischen Tun von dem Gedanken beseelt wurden, selbst in kleinen Aktionen wie Tagungen, Konferenzen und dergleichen darauf hinzuwirken, Ungerechtigkeiten beim Namen zu nennen, Menschenrechtsverletzungen anzuprangern, gerechte Landverteilung zu fordern und sich für Frieden einzusetzen. Mir scheint, über all` die Jahre - und selbst angesichts dieses Jubiläums - ist die Liste der Anliegen und unseres Engagements eher länger geworden; wir stehen nach wie vor vor großen Herausforderungen und Kampagnen, wobei uns im Innersten immer wieder die Frage umtreibt, wie man/fra dem Heiligen Gral der Solidarität näher kommen kann.
Ich möchte meine Beobachtungen bezüglich unserer Tugenden als patriotische Filipinas/Filipinos in der Diaspora.
Aufgrund unserer Tradition und Wertvorstellungen wie "damayan" und "tulongan" haben
Migrant-Filipinas/os - oder zuvor die sogennanten US-Immigrants - stets enge Bande zur
Heimat unterhalten und gepflegt. Sie überwiesen Geld an ihre Verwandten, und es waren und sind ihre unterschiedlichen sozialen Organisationen, Verbände oder Vereine, die sich ihrerseits dafür stark machten, diese oder jene Projekte in ihren jeweiligen Barrios zu unterstützen sowie Hilfsgüter jenen zukommen zu lassen, die Opfer von Naturkatastrophen wurden oder zu Weihnachten des besonderen Beistands befurften.
Eine Freundin von mir vertraute mir kürzlich an, sie habe sich für die Renovierung des Altars ihrer Heimatkirche eingesetzt, nachdem aus dieser sämtliche "Santos" und golden Kelche gestohlen worden waren.
Andere sozial eingestellte Verbände sammelten gar Brillen und gebrauchtes medizinisches Gerät, um dieses lokales Gesundheitsstationen oder Spitälern daheim zu schenken. Dann gibt es natürlich auch "Bingo-Nächte", Tombolas und Gala-Partys, deren Veranstalter/innen behaupten, das beim Festessen und Tanzen gesammelte Geld kommen natürlich vollumfänglich armen Straßenkindern oder Opfern von Flutkatastrophen und Vulkanausbrüchen zugute.
Das Sich-Kümmern und die Liebe zu ihrem Heimatland wird der Löwenanteil von Filipinas/os bejahen und diese als Triebfedern für ihr soziales Engagement und für Projektarbeit bezeichen. Doch der Begriff "Solidarität" und was sich damit konkret und praktisch verbindet, ist den meisten von ihnen völlig fremd. Eigentlich seltsam; denn dieser Begriff scheint dem Kern ihres Einsatzes für Proyekte überhaupt nicht zu entsprechen, wenngleich das Wort "damayan" nichts anderes bedeutet als Solidarität in all' ihren Aspekten.
Solidarität ist zweifellos eine politisch motivierte Kategorie, die historisch ihre Wurzeln in der westeuropaischen Arbeiter-und Gewerkschaftsbewegung hat: Was natürlich nicht heißt, dass es nicht auch ausgeprägte Reziprozitätsbeziehungen oder Beziehungen auf Gegenseitigkeit in anderen wie auch in unseren Gesellschaften gegeben hat.
Jemand mag großzügig sein oder sich um die Belange von hilfsbedürtigen Menschen zu kümmern - doch eins sein zu wollen mit dem Volk und dessen Anliegen, sein Schicksal zu wenden, mit Sympathie zu begegnen, scheint äußerst suspekt zu sein.
Gegenwärtig sind in Kirchen oder "socio-civic" Vereiningungen Trends auszumachen, sich weg von reinen "Charity" (Barmherzigkeitsanliegen) hin zur aktiven Umsetzung eines neu gefundenen Konstrukts zu bewegen - Migration und Entwicklung. Es reicht nicht aus, wenn Gläubige einfach nur Geld und materielle Güter nach Hause schicken. Vielmehr Sinn macht es, Alternativen dazu finden und sich zu überlegen, ob solche Überweisungen nicht besser und dauerhafter in Projekte investiert werden, die ökonomisch tragen und den Menschen dahein mehr würdige Jobs verschaffen.
Es geht nicht nur darum, wie viel Geld eigentlich von den vermeintlich "modernen Helden" akquiriert wird, die die Migranten/innen von der eigenen Regierung genannt werden, sondern um die neue Kunst des Miteinander-Kommunizierens, welche eine andere Form der Solidarität hervorgebracht hat - nämlich die Internet-Solidarität. Mit wenigen Mausklicks sind Initiativen
für "overseas voting" zu kontaktieren, lassen sich förmliche Klagen oder Beschwerden über öffentliche Bedienstete in einigen Botschaften und Hinweise an Migranten/innen verschicken, in denen vor zweifelhaften Praktiken skrupelloser Arbeitsvermittler oder deren Agenturen gewarnt wird. Manifestoes hier und dort, alles zirkuliert wild im Cyberspace. Darüber hinaus finden Messages rasch ihren Weg in die Netze von "Couples for Christ," die Ritter Rizals oder Migranten/innen mit oder ohne Grenzen - oder was immer sonst noch, was Menschen interessant zu sein scheint.
Vor wenigen Wochen ging es aber auch darum, Unterschriften zu sammeln, um gegen die anhaltenden "Killings" in den Philippinen zu protestieren und diesen Protest durch geschaltete Anzeigen in philippinischen Tageszeitungen publik zu machen - doch viele soziale Organisationen selbst angebliche politische Gruppierungen winkten ab, empfanden das bereits als zu politisch oder als ungeeignetes "Steckenpferd" ihres eigenen Vereinslebens oder Verbandsklüngels - oder was auch immer!
Wir moegen unterschiedlicher Meinung sein und unterschiedliche Perspektiven haben, doch der Grund für unser Engagement ist und bleibt, beim Aufbau einer gerechten und humanen Gesellschaft mitzuwirken. Wenn das der Ziel ist, dann brauchen wir uns nicht grossartig zu überlegen mit wem, und für was wir gemeinsam erträumen.
Und das abschließende Wort zum Sonntag: You do not lose by loving, you lose by holding back.
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